Das Jahr 1952 sollte ein besonderes in der Geschichte des Vereins werden. Während der sich anschließenden Jahre führte der sportliche Weg des TTC Straubing auf Gipfel aber auch in Täler; große Erfolge aber auch Misserfolge mussten erlebt und verarbeitet werden.
Die bisherige Tischtennisabteilung, die stets ein Eigenleben, sowohl sportlich wie organisatorisch geführt hatte, löste sich vom FTSV Straubing und beschloss an "einem" Freitag des Jahres 1952 künftig als selbständiger Verein unter dem Namen TTC Straubing ihren Weg zu gehen. Alle Mitglieder der Abteilung traten geschlossen dem neuen Verein bei. Der Tischtennis-Club Straubing war geboren.
Zum 1. Vorsitzenden des Vereins, der er in doppelter Bedeutung des Titels war, wurde Hermann Alexander (damals Intendant des Stadttheaters in Straubing) gewählt. Die weiteren Vorstandsmitglieder verdienen ebenfalls Erwähnung: 2. Vorsitzender: Josef Hartmann, Schriftführer: Ludwig Reff, Kassier: Hans Fröschl.
Das Vereinswappen, mit den in sich verschlungenen, senkrecht angeordneten Buchstaben TTC, entwarf das Vereinsmitglied Manfred Niclaus, der auch das bis vor wenigen Jahren benutzte Plakat des Straubinger Volksfestes (das rot-weiße Karussell mit dem schräg aufgesetzten Stadtturm) schuf.
Von den zahlreichen Aktiven (drei Mannschaften der Herren waren im Spielbetrieb) bildeten Rohrmeier T., Wanninger E., Salberg Th., Haala W., Böhm E., Simbeck M., Teschner und Angermeier B. immer noch den Stamm der 1.Mannschaft.
1952 veranstaltete der TTC sein erstes größeres Turnier, die Straubinger Stadtmeisterschaft und bewies auch mit einer tadellosen Organisation seine Qualität. Immerhin gingen bei dieser Veranstaltung ca. 150 Spieler an den Start, für damalige Zeiten eine richtige Großveranstaltung. An den Tischen bewiesen die TTCler ihre Vormachtstellung in Niederbayern/Oberpfalz. In der Herrenklasse A wurde Rohrmeier Toni im Einzel und Salberg/Rohrmeier im Doppel Stadtmeister. In der B-Klasse erspielte Josef Miethaner , in der Jugendklasse der erst zwölfjährige Alois Rohrmeier für den TTC den Titel.
Die Erfolge des TTC Straubing hatten eine nicht geahnte Anziehungskraft. U.a. meldete sich beim TTC ein tischtennisbegeisterter Schüler aus Deggendorf an, der auf Grund der Trainingsmöglichkeiten gegen bessere Gegner sein Spiel verbessern wollte. Zweimal wöchentlich besuchte er das Training; er kam mit der Bundesbahn, teils auch mit den Fahrrad , von Deggendorf. Von diesem Jungen wir später noch viel zu berichten sein. Er hieß Dietmar Schmidt.
Im April 1953 kam ein weiterer Spieler, berufsbedingt, vom FC Hammelburg nach Straubing, Karl Krämer. Er wurde auf Anhieb Stammspieler der 1.Mannschaft, die mit Rohrmeier, Wanninger, Haala, Simbeck, Böhm, Krämer und Angermeier in die Saison 1953/54 startete.
Dass diese Spielzeit einer der ganz großen Höhepunkte in der Vereinsgeschichte werden sollte, ahnte im Herbst 1953 niemand. Die Führung des Vereins hatte zwischenzeitlich Josef Fröschl (Malermeister und späterer Kreishandwerksmeister) übernommen.
Die Liga war mit sieben Oberliga-erfahrenen Vereinen (MTV München, TSV München-Milbertshofen -Deutscher Meister 1952-, Post SV München, TV Erlangen, TSV Schwabach, FC Schweinfurt und TV Jahn 63 Nürnberg, das für den verzichtenden Aufsteiger FC Herzogenaurach in der Oberliga blieb) und dem Aufsteiger TTC Straubing, dem nur eine Außenseiterrolle zukam, besetzt.
Die Saison begann nicht viel versprechend, weil man in den beiden ersten Heimspielen drei Punkte abgeben musste. Dann besannen sich die TTCler und sammelten Punkte. Bei den Heimspielen im überfüllten Brauhauskeller feuerten 400-450 Zuschauer die Spieler an. Die Spiele, auf einem Tisch ausgetragen, dauerten meist fünf bis sechs Stunden. Für das Straubinger -Tischtennispublikum eine Sonntag - Vormittag - Sportveranstaltung.
Die erste Sensation schuf man, als man den Deutschen Meister 1952, den TSV Milbertshofen, mit dem Internationalen Poldi Holusek als Spitzenspieler, im Auswärtsspiel mit 9:5 bezwang. Der TTC gab in der Vorrunde nur noch drei weitere Punkte ab und zwar im Unentschieden gegen TV Erlangen und einer Niederlage gegen den amtierenden Deutschen Meister MTV München, der in Straubing in Bestbesetzung antrat (mit dem Deutschen Meister und Nationalspieler Conny Freundorfer, Walter Than, und Hans Rockmeier). Bei Saison-Halbzeit belegte der TTC somit einen beachtlichen vierten Tabellenplatz und Schlagzeilen wie "Neuling Straubing macht sich mausig", oder "Straubing der Hecht im Karpfenteich" gingen nicht nur durch die lokale Presse.
Motiviert und konzentriert startete die Mannschaft in die Rückrunde. Für Bill Angermeier, der in den USA studierte, kam Enno v. Löwenstern (später bekannt geworden als stellvertretender Chefredakteur der großen Tageszeitung "Die Welt") von Deggendorf nach Straubing. Max Simbeck und Enno von Löwenstern wechselten sich bei den Einsätzen ab. Da der TTC nur gegen MTV München verlor und bei Post SV München einen Punkt abgab, lag die Mannschaft vor den letzten beiden Spielen, aus denen sie unbedingt zwei Punkte benötigte, auf dem 2. Tabellenplatz. Diese entscheidenden Spiele hatte das Team auswärts zu bestreiten. Beim Doppelstart in Mittelfranken hatte der TTC zuerst beim unmittelbaren Verfolger, dem TSV Schwabach, anzutreten und verlor überraschend hoch mit 9:3. Nun musste am nächsten Tag in Nürnberg ein doppelter Punktgewinn erreicht werden und dies gelang mit einem 9:3 Sieg.
Nun war Neuling Straubing Bayerns Zweiter und fuhr zur Süddeutschen Meisterschaft. In Memmingen hatte der TTC Straubing gegen die Vertreter aus Württemberg und Südbaden anzutreten. In der Gruppe I spielten die jeweiligen Landesmeister (MTV München, Stuttgarter Kickers und SC Baden-Baden). Endstand: 1. MTV München, 2. Stuttgarter Kickers, 3. SC Baden-Baden .
In der Gruppe II spielten die Vizemeister (TTC Straubing, SpVgg Neckarsulm und SSV Freiburg). Der TTC besiegte Neckarsulm mit 9:7 und Freiburg mit 11:5. Straubing, als Gruppenerster, hatte gegen den zweiten der Gruppe I anzutreten. Der Sieger blieb als Vertreter Süddeutschlands weiterhin im Rennen um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Sensationell hoch verloren die Stuttgarter Mannen mit dem einarmigen Nationalspieler Rudi Piffl mit 9:3 gegen den TTC. Damit war der TTC Straubing 2. Süddeutscher Mannschaftsmeister.
Ein Erfolg, den seitdem kein niederbayerischer Verein mehr erreicht hat. Der TTC gehörte damit zu den acht besten Tischtennis-Mannschaften der Bundesrepublik.
Nun stand als nächstes die Ausscheidung Süd gegen Südwest (Hessen, Baden) auf dem Terminplan. Diese Ausscheidung stand zum ersten und gleichzeitig letzten Mal auf dem Programm des Deutschen Tischtennisbundes, weil man die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft nur mit vier Mannschaften aus der Bundesrepublik und zwei Mannschaften aus der DDR spielen wollte. Dies war sehr umstritten, und ein namhafter Verein zu jener Zeit im Tischtennis, Eintracht Frankfurt, verweigerte die Teilnahme.
Das 1. Agnes Bernauer-Turnier veranstaltete der TTC Straubing im Sommer 1954 und der Sieger in der Sonderklasse hieß Conny Freundorfer (zu dieser Zeit mehrfacher, später neunfacher Deutscher Meister im Einzel). Den Ehrenpreis überreichte die beim TTC aktive Elisabeth Hölzlwimmer, die Darstellerin der Agnes bei den Festspielen 1954.
In der Bayerischen Rangliste des Jahres 1954 fand man Toni Rohrmeier auf Rang 10 und Karl Krämer (nach dem Aufstieg zur Sonderklasse I) auf Platz 16.
Der TTC, sportlich in Straubing in aller Munde, zog gesellschaftlich mit dem Faschingsball nach. Am 16.Januar 1954 veranstaltete der Verein unter dem Motto "Pariser Nächte" seinen ersten Faschingsball mit ebenfalls großem Erfolg.